Klostermühle | Geschichte

Klostermühle
Die genaue Geschichte der Huder Wassermühle bzw. Klostermühle ist über die Jahrhunderte in Vergessenheit geraten. Über ihren ursprünglichen Standort kann auch nur spekuliert werden, da bis zum heutigen Tag keine archäologischen Ausgrabungen hierzu stattgefunden haben. Es kann vermutet werden, dass sich die erste Mühle an einem kleineren Seitenarm des Huder Bachs befunden hat, dessen Entstehung im Zusammenhang mit der Erbauung des Zisterzienser Klosters zu Hude in der Mitte des 13. Jahrhunderts zusammenhängt. Reste eines alten Wasserlaufes, der noch in den 60’er Jahren des letzten Jahrhunderts existierte, deuteten darauf hin. Dieser wurde jedoch beim Ausbau des Huder Bachs 1966 zugeschüttet. Trotz dieser Mutmaßungen, kann jedoch belegt werden, dass vor ca. 700 Jahren neben dem Huder Bach von den Huder Mönchen  ein 0,3 ha großer Mühlenteich ausgehoben und angestaut wurde. Dieser Mühlenteich wurde in mühseliger Handarbeit “Spatenstich um Spatenstich” ausgehoben. Noch heute liegt der Mühlenteich im Gutspark versteckt.

Der heutige Mühlenstandort am Geesthang war gut gewählt, da sich an dieser Stelle die wasserreiche Berne gut stauen ließ und somit den Einsatz eines mittelschlächtigen Wasserrades ermöglichte. Mittelschlächtige Wasserräder sind Mühlenkonstruktionen bei denen das Wasser etwa auf Nabenhöhe beaufschlagt, das heißt dass das Rad vom Wasser getroffen wird. Dadurch wirken sich Strömung und Gewicht des Wassers, welche aus Stoß und Druck bestehen, gleichermaßen aus.

Erwähnt wurde die Mühle erstmals 1527. Nach einem Brand 1542 gelang es, die Mühle mit Steinen aus den Klostergebäuden wieder aufzubauen. Als Graf Anton I. von Oldenburg und Delmenhorst (*1505 - †1573) die Grafschaft Delmenhorst wieder mit der Grafschaft Oldenburg im Jahr 1547 vereinte, wurde aus der ehemaligen Klostermühle eine Herrschaftsmühle.

Damals hatte die Wassermühle zwei Mahlgänge. Die Mühle war eine sogenannte Zwangsmühle für die Ortschaften Hude, Lintel, Hurrel, Vielstedt und Gruppenbühren. Der Mühlenzwang (auch Mühlenbann genannt) sicherte den Grundherren das alleinige Recht zum Bau und Betreiben einer Mühle zu. Dies erbrachte dem Müller beziehungsweise dem Grundherren über Jahrhunderte gleich bleibende Einkünfte. Verstöße gegen das Bannrecht wurden mit harten Strafen belegt.

Ab den Jahren 1683-87 wurde der dänische Jägermeister, Oberförster und Drost Kurt Veit v. Witzleben Herr auf Hude und Elmeloh und im Zuge dessen offizieller Eigentümer der Huder Mühle. Der Familie von Witzleben gehörte zeitweise die Monopolstellung des Mühlenwesens in dieser Region. In deren Eigentum befanden sich insgesamt sechs Wassermühlen, später kamen noch Windmühlen hinzu. Eine der bekanntesten Windmühlen, ist die Hemmelsberger Windmühle.

Das heute noch stehende Gebäude der Huder Wassermühle wurde um 1800 errichtet. Dendrochronologische Untersuchungen aus dem Jahr 2010 belegten diese Datierung. Der letzte Mühlenpächter, Müller Borgmann, legte den Mühlenbetrieb 1956 nieder. Zwischenzeitlich wurde die Mühle bis 1933, als erste Huder Jugendherberge genutzt. Initiator dieser Idee war in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts der Turnverein Hude. In zwei Zimmern der Mühle wurden Schlafstätten errichtet, nachdem eine Übereinkunft mit dem Baron getroffen wurde. Schon damals hatte der Wirt der Klosterschänke die Schlüsselgewalt. Es kam zu Unstimmigkeiten bei der Nutzung. Die Veranstaltungen der Klosterschänke kollidierten mit den Übernachtungen der Jugendherberge. Aus diesen und anderen Gründen wurde der Herbergsbetrieb eingestellt und die jetzige Huder Jugendherberge wurde errichtet.

Im Jahr 1966 war die Mühle in einem außerordentlich desolaten Zustand. Es wurde sogar über einen Abriss des Gebäudes nachgedacht. Durch eine glückliche Fügung wurde zur gleichen Zeit der Hude Bach nach einem extremen Hochwasser im Jahr 1961 zum Schutz des Ortes Hude, hochwassersicher ausgebaut. Die Wassermassen waren 1961 soweit über die Ufer getreten, dass der Ort Hude bis zum Bahnhof überschwemmt wurde. Der Ausbau des Berneflußlaufs gab den Ausschlag das Huder Kulturdenkmal, die Mühle zu retten. Strömungen hatten das Gebäude teilweise unterhöhlt. Die Restaurierungen begannen 1967. Das Mauer- und Ständerwerk musste zu großen Teilen, erneuert werden. Im Zuge dessen wurde auch, dass an das Mühlengebäude anschließende Backhaus entfernt. Heute zeugt noch die Terrasse an der Mühle, welche aus dem ehemaligen Fundament des Backhauses besteht, von den Ausmaßen dieses Backhauses.

Auch das Mühlenrad erfuhr viele Veränderungen über die Jahrhunderte. Der Wechsel vom Holzrad, zu einer Turbine mit dem Ziel der Stromgewinnung, bis zu dem heutigen misslungenen Versuch der Rekonstruktion des Holzrades aus Metall. Damals beteiligten sich viele Huder Firmen um der Gemeinde Hude wieder zu dem Bild einer klappernden Mühle zu verhelfen. Leider waren die Berechnungen verkehrt und die Statik des Gebäudes vertrug sich nicht mit dem großen Metallrad. Zudem kam die Anlegung eines Wanderweges, welcher das Anstauen des Wassers unmöglich machte und somit konnte kein genügender Wasserdruck für das Rad erreicht werden. Auch die später neu gebaute Fischtreppe benötigt Wasser, das letztendlich dem Rad fehlt. Noch heute steht das Rad still!

Aus diesem Grund musste über eine neue Nutzung für die Mühle nachgedacht werden. 1975 fand sich die Familie Hadrich, die aus der Mühle ein Haus der Kunst und Kultur machte. Mit namenhaften Künstlern, sorgte die Familie für eine überregionale Sogwirkung. 33 Jahre lang betrieben Sie diese erfolgreiche Galerie und verhalfen Hude damit zu einem Stück Weltflair.


Quellen:

  • Müsegades, K. 1995, Die Wassermühlen der Oldenburger Geest – Geschichte, Erbpächter, Müller. “Mühlen und Müller der Familie v. Witzleben im Delmenhorster Raum”. Oldenburg. Oldenburgische Gesellschaft für Familienkunde. Jahrgang 37. Heft 1/2. S.167.
  • Renker, F. 1981. Ein Rückblick in die Vergangenheit – Die Wassermühle als ehemalige Jugendherberge. Hude. Herdfeuer 2/81. S.3-4.
  • Verpoorten, P. & v. Witzleben, G. 2013. Die Inventarisierung des Huder Landschaftsparks –Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – Das kulturelle Erbe und seine Verpflichtung. Göttingen. S. 159.
  • v. Witzleben, M. 2015. Mündliche Aussage. Hude.
  • Gerdes-Röben, M. & E. 2015. Mündliche Aussage. Hude.